
Ausstellung May Your Dream Come
Sa., 06. Mai bis 25. Juni
13:00–17:00 Uhr
Machwerk
Begleitet wird die Ausstellung mit einer parallel stattfindenden Werkschau, welche Arbeiten von Künstler:innen vom Machwerk Liestal, ein Verein für Sozialpsychiatrie umfasst. Ebenfalls unter dem Leitfaden des Träumens werden sie neue Werke für die Kunsthalle Palazzo schaffen.
Till Langschied
Till Langschied arbeitet als bildender Künstler mit unterschiedlichen Medien und ist auch als Kurator tätig. 2019 gründete Till Langschied den unabhängigen Kunstraum «Pleasure Zone» und seit 2021 kuratiert er das Satellit Ausstellungsprogramm des Kunst- und Archivraums «DOCK» in Basel. In seiner künstlerischen Auseinandersetzung interessiert er sich für die vermehrt digital geprägte Realität und wie diese unseren mentalen Zustand beeinflusst und welche Spuren sie an unseren Körpern hinterlässt. Er beschäftigt sich mit der Interaktion des Menschen mit seiner technologischen Umgebung und dessen Wandel im Laufe der Zeit. Beispielsweise setzt er sich mit digitalen Bildern auseinander, welche beinahe vergessen auf alten Servern schlummern. Dabei stellt er sich der Frage, wie dieser digitale «Müll» wiederverwendet und eine zeitgenössische Deutung erfahren kann. Oder er setzt die von den Göttern bestrafte mythologische Figur des Tantalos ein, der sich nach Früchten und Wasser zu strecken versucht, diese aber nie erreichen kann. Tantalos figuriert als Symbol für die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die für digitale Geräte nötig sind, und für die unerfüllten Wünsche, welche wir an unsere technologische Umgebung stellen. Till Langschied zeigt, dass die digitale Verheissung Perspektiven und Visionen eröffnet, jedoch auch Last und Bürde sein kann.
Jennifer Merlyn Scherler
Mit der Verwendung von verschiedenen Medien widmet sich Jennifer Merlyn Scherler in their künstlerischer Arbeit Themen wie Gender-Fluidität, popkulturellen Phänomenen, Identitätsfragen, Machtstrukturen und Ausgrenzungsmechanismen. Ein grosses Interesse besteht an der Erforschung des Internets und den darin sich manifestierenden Stereotypen und Machtstrukturen, die durch die angewendeten Algorithmen zementiert werden. Gruppierungen, die sich ausserhalb des Mainstreams befinden, werden in diesem scheinbar offenen und demokratischen Raum nicht angemessen repräsentiert und sind repressiven Plattformrichtlinien ausgesetzt. Die in der analogen Kultur präsente kulturelle Dominanz und die hegemonialen Ansprüche finden ihre Entsprechung im digitalen Raum. Sie werden repetiert und oftmals sogar potenziert. Die Hoffnung, das Internet könne allen eine gleichberechtigte Stimme geben und stehe für eine gesellschaftliche Öffnung, hat sich als Illusion erwiesen. Scherler untersucht diese Machtsysteme und Ausschlussmechanismen in medienkritischer Weise und reflektiert über Strategien, wie sich nicht angemessen repräsentierte Gruppierungen Gehör und Sichtbarkeit schaffen. Scherler kreiert dabei Fantasiewelten angereichert mit popkulturellen Versatzstücken, in welchen they selbst in unterschiedlichen Identitäten auftritt. In diversen Rollen reflektiert Scherler Verhaltens- und Repräsentationsweisen und untersucht wie wechselnde Hüllen den Auftritt und die äusserliche Wahrnehmung beeinflussen. Dabei bedient Scherler sich Formaten wie Video, Text, Fotografie, Sound und Lecture-Performances und realisiert their Interventionen im analogen wie auch im digitalen Raum.
They und their sind geschlechtsneutrale Pronomen, welche dem Englischen entliehen sind. Jennifer Merlyn Scherler ist eine nichtbinäre Person.
Marius Steiger
Der in London wohnhafte Künstler Marius Steiger beschäftigt sich in seinen Werken mit der Diskrepanz von Natur und Künstlichkeit und dem menschlichen Traum nach ewigem Leben. Dabei setzt er die Malerei wie auch kleinformatige Objekte ein, die gezielt in räumlichen Arrangements platziert werden. In seiner jüngsten in London präsentierten Schau sind auf zweifarbigen monochromen Flächen schwebende Früchte und Blumen zu sehen. Diese wirken wie ausgeschnitten und sind collageartig auf die räumlich undefinierten Farbflächen gesetzt. Die verwendeten Farben orientieren sind an der Natur, sind jedoch glänzend und ohne jegliche Unregelmässigkeit. Die in der Tradition der Stilllebenmalerei oft auftauchenden Zeichen der Vergänglichkeit, wie leicht faulende Früchte oder Insekten, sind einer makellosen Oberfläche gewichen. In einem Bild hat sich ein Schmetterling unter die Früchte und Blumen gemischt und nimmt Teil am farbenfrohen Reigen, ohne jedoch auf den drohenden Verfall hinzuweisen. Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit ist spürbar, auch wenn der sorgenfreie Flug des Schmetterlings jederzeit enden könnte. Marius Steiger realisiert seine Bilder auf der Grundlage von digitalen 3D-Visualisierungen. Indem er sich nicht direkt an der Natur oder an bestehenden Objekten orientiert, sondern den Umweg über digital generierte Replikas geht, setzt er die Künstlichkeit bewusst ein. Die der Natur innewohnende Unregelmässigkeit oder die Patina von im Gebrauch stehenden Objekten bleibt dabei bewusst ausgeklammert. Die Bilder orientieren sich an Objekten, die keine Spuren der Zeit und des Verbrauchs aufweisen. Mit den makellos gemalten Oberflächen, der Unversehrtheit und Unbeflecktheit stehen die Werke als Projektionsfläche für Träume und Sehnsüchte.
Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von: Kulturförderung des Kantons Basel-Landschaft, Hans und Renée Müller-Meylan Stiftung, Stadt Liestal, Kulturhaus Palazzo AG, C. und A. Kupper Stiftung und BLKB Stiftung Kultur & Bildung